Durchfall und Erbrechen


Ein sogar vollgerotzte Taschentücher und getragene Schlüpfer verschmausendes Tier wie der Hund - liebevoll auch "Hausschwein" oder "Mülleimer auf Beinen" genannt - wird in der Regel im Laufe seines Lebens so einige Durchfallepisoden durchmachen. Das ist nicht weiter wild, so lange sich Durchfall oder Erbrechen auch wieder ausbremsen lassen.

 

Hunde wie Menschen besitzen eine sogenannte Darmbarriere, die durch die Darmwand gebildet wird. Diese grenzt sozusagen das Darm-Innere vom Rest des Körpers ab, dennoch ist sie durchlässig, also semi-permeabel. Das heißt, daß die Darmwand verhindert, daß mir die gekauten Nutellabrote nach im Frühstück im Körperinneren herumschwimmen. Diese Darmbarriere bewältigt nun die Mammutaufgabe, quasi in jeder Sekunde darüber zu entscheiden, welche Stoffe aus der aufgenommenen Nahrung ins Körperinnere gelangen dürfen und welche Stoffe direkt wieder ausgeschieden werden. Nährstoffe und Wasser dürfen passieren, Bakterien, Parasiten und Viren verbleiben hingegen im Darm.

 

Bei Durchfall - und gemeint ist hier richtiger Durchfall, nicht breiiger Kot - ist die Darmbarriere entzündet und daher durchlässig für Partikel oder Flüssigkeiten. Denn bei einer Entzündung der Darmbarriere sind die sogenannten "Tight Junctions" in ihrer Funktion eingeschränkt und leck. So können Partikel aus dem Darm ins Körperinnere einströmen, als auch aus dem Blut in den Darm gelangen. Das klingt nicht nur ungesund, das ist es auch. Die daraus resultierende Verstärkung der Entzündung macht die Tight Junctions durchlässiger, es besteht die Gefahr der Entstehung eines Teufelskreislaufs.

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Die gesunde (links) und die erkrankte (rechts) Darmbarriere

Die natürliche und einzig richtige Reaktion darauf erfolgt zumeist instinktiv durch den Hund und besteht darin, die Futteraufnahme komplett einzustellen. Der Hund sollte also mindestens für 24 Stunden auf Nulldiät gesetzt werden, um dem Darm eine Atempause zu verschaffen und um dem Immunsystem die Chance zu geben, die Erkrankung in den Griff zu bekommen. Zudem entzieht man den Krankheitserregern durch die Nulldiät die Nahrungsgrundlage und hungert sie quasi aus. Auf gar keinen Fall sollte man versuchen, den Hund zum Fressen zu überreden, wenn er nichts zu sich nehmen will! Ein instinktsicherer Hund weiß, wann es für ihn besser ist, zu fasten.

 

Nochmal: Die Tight Junctions sind undicht geworden, daher dringen neben Schädlingen wie Viren und Bakterien nun auch unverdaute Nahrungsmittelmoleküle in den Körper ein. Diese - durch die fehlende Verdauung noch zu großen - Nährstoffmoleküle werden vom Immunsystem als feindselig, weil nicht zuordenbar, eingestuft und schon hat man die Sensibilisierung. Wird dieses Nahrungsmittel dann erneut aufgenommen, sind Probleme wie Futtermittelallergien vorprogrammiert. Daher Finger weg von dubiosen Tipps aus irgendwelchen Foren! Ist Ihr Hund instinktsicher (und nicht zufällig Labrador oder Beagle), verweigert er das Fressen sowieso. Sie brauchen also nichts zu tun, außer mindestens 24 Stunden abzuwarten. Und Nulldiät meint übrigens wirklich Null, also nichts außer Wasser. Gar nichts. Kein Fitzelchen Nahrung. Danach kann mit dem Kostaufbau begonnen werden, man gibt erst sehr kleine Mengen und steigert dann stündlich.


Schonkost-Rezepte


Klassische Schonkost:

Fisch oder Hähnchenbrustfilet
Karotten
Wasser
Milchreis
etwas Salz

 

Karotten schälen und würfeln. Den Milchreis waschen und beides zusammen mit zwei Messerspitzen Salz ungefähr eine Stunde köcheln lassen. Fisch oder Hähnchenbrust gesondert kochen und, ggf. durch ein Sieb streichen und mit dem Karotten-Reis-Paps vermischen. Zu Beginn nur löffelweise stündlich verfüttern, die Futtermenge kann jeweils gesteigert werden. 

 

Statt Reis kann man auch altbackene Semmeln verwenden, da diese in der Regel problemlos vertragen werden. Fisch wiederum wird gemeinhin besser vertragen als Huhn, da er leichter verdaulich ist. 

 

In den nächsten Tagen kann dann Reis durch Kartoffeln und Fisch/ Huhn durch andere Fleischsorten ersetzt werden. Kocht man Reis, sollte man übrigens immer etwas Salz hinzufügen, da der Reis sonst dem Körper zuviel Wasser entzieht.

Moro'sche Karottensuppe:

ein Pfund Karotten
ein TL Salz
Wasser

 

Karotten schälen und würfeln und mindestens eine Stunde in einem Liter Wasser kochen lassen. Das Wasser abseihen und die Karotten pürieren bzw. durch ein Sieb streichen. Mit Wasser zu einem Liter Suppe aufgießen und das Salz hinzufügen. 

 

Alternativ kann man den Karottenbrei auch mit totgekochtem und püriertem Milchreis mischen und das Ganze dann mit Wasser strecken. Dadurch erzielt man eine gehaltvollere Schonkost.

 

Gerade bei reinem Durchfall wirkt diese Suppe wirklich gut, da sie die Giftstoffe aus dem Darm resorbiert. Bei Erbrechen sollte man wirklich darauf achten, daß zu Beginn nur sehr wenig Karottensuppe gegeben wird, bis abzusehen ist, ob auch alles drinbleibt.

Graupengetränk: 

5-6 EL Graupen

ein halber Liter Wasser

 

Die Graupen mit dem kochenden Wasser übergießen und für drei Stunden ziehen lassen. Danach die Flüssigkeit durch ein Sieb abgießen und auffangen und zu Beginn in kleinen Mengen anbieten. Ist der Hund sehr entkräftet, kann man auch etwas Zucker oder Honig beifügen. Insbesondere bei Erbrechen stellt das Graupengetränk eine gute Alternative zum Wasser dar. 


Weiteres


Je nach Stärke des Durchfalls und dem entsprechenden Elektrolytverlust kann man schon während der Fastenphase eine Rehydrationslösung geben (z.B. Royal Canin Hydration Support); weiterhin sollten sich in der Hausapotheke immer Hilfsmittel wie Diarsanyl oder Canicur befinden, diese unterstützen die Wiederherstellung der Darmflora und der Darmbarriere meiner Erfahrung nach absolut zuverlässig und bremsen den Durchfall auch umgehend aus.

 

Als kuhgefütterte Hunde sind meine beiden es ja gewöhnt, daß immer was zu futtern bei uns rumsteht, daher gibt es in der Zeit nach dem Durchfall bei uns dann medizinisches Trockenfutter, wie zum Beispiel Hills i/d. Da ist zwar nur Mist drin, dennoch funktioniert dieses Futter erstaunlicherweise hervorragend. 

 

Bei Welpen brennt übrigens immer die Luft, wenn diese Durchfall und Erbrechen zeigen, da sie blitzartig dehydrieren und sterben können. Von Experimenten mit Tierkohle, Kräutermischungsfirlefanz, Buttermilch und Heilerde ist hier sowieso strikt abzuraten, insbesondere wenn man davon keine Ahnung hat. Hier sollte umgehend der Tierarzt aufgesucht werden.

 

Ein altes Hausmittel und echter Geheimtipp gegen Durchfall sind übrigens getrocknete Waldheidelbeeren (aber nur die kleinen echten), die es im Reformhaus gibt. Hilft auch dem Menschen bei flottem Otto ;-)

Stand: 11.06.2021

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