Der American Eskimo Dog


Ein Deutscher Spitz - oder eine komplett andere Rasse?


INHALTSVERZEICHNIS:

Vorwort

Die Geschichte des American Eskimo Dogs

American Eskimo Circus

Vorwort

Ab dem Jahr 2002 wurde durch den Import zweier Hündinnen aus den USA der American Eskimo Dog ("Eskie") in die deutsche Spitzzucht eingebracht. Und seitdem scheiden sich die Geister: ist der "Eskie" eine Art reinrassiger amerikanischer Großspitz oder ist er inzwischen eine eigene Rasse, die man nicht einfach zum Großspitz hätte umschreiben dürfen? Unterscheiden sich "Eskie" und weißer Großspitz eigentlich wirklich oder sind beide nur die zwei Seiten der gleichen  Medaille? Eines steht jedoch fest, dass nämlich inzwischen recht viele unserer Großspitze auch "Eskies" als Vorfahren haben - so wie auch mein eigener Hund Birk vom Roten Turm.

Die Geschichte des American Eskimo Dogs

Die einzige in Amerika aufgebaute Hunderasse, die den Spitzen zugehörig ist, ist der American Eskimo Dog. Der Name "American Eskimo Dog" ist allerdings eine irreführend, denn die als „Eskimos“ bezeichneten Ureinwohner hatten nichts mit der Rasse zu tun; die Rasse ist auch nicht, wie der Name vermuten ließe, ein Schlitten- bzw. Polarhund. Spitzrassen werden übrigens auch „nordische Rassen“ genannt, obwohl beide Begriffe im Kern das gleiche meinen. "Nordisch" anstelle von "Spitz" entstand mit der antideutschen Stimmung während des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

 

Die aufeinanderfolgenden Wellen deutscher Einwanderer, die seit dem Anfang des 19. Jahrhunderts nach Amerika kamen, brachten nicht nur die Brauindustrie, ihre regionale Küche und ihre Religion mit nach Amerika, sondern auch den Deutschen Spitz. Viele Deutsche hatten sich im Mittleren Westen der USA niedergelassen, weil dieser der deutschen Landschaft sehr ähnelte und ließen dort ihr Hab und Gut von ihren Spitzen bewachen. Diese Hunde waren Vorfahren des modernen "Eskies" und man nannte sie zuerst "German Spitz", bald darauf "American Spitz". Noch während der Gründerzeit der USA war der "Eskie" ziemlich groß, um seine Pflicht als Hofhund erfüllen zu können. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts begannen die Züchter damit, ihn auch in kleineren Varianten zu züchten. 


Möglicherweise gibt es auch einen anderen Grund für den Wechsel des Namens, nämlich den, dass die Umbenennung von "German Spitz" zu "American Eskimo Dog" eben doch nicht nur mit der antideutschen Stimmung während der Kriegszeit zu erklären ist, sondern möglicherweise auch vorgenommen wurde, um das Stigma des tollwütigen Spitzhundes des ausgehenden 19. Jahrhunderts loszuwerden, das eben nur dem Spitz, nicht aber dem "Eskie" anhaftet. Nähere Informationen finden sich in meinem Artikel "Der Spitz muss ausgerottet werden!"

Lang hielt es die Spitze jedoch nicht auf den Bauernhöfen, denn schnell wurden die gelehrigen, gut trainierbaren und sehr agilen Hunde vom Zirkus entdeckt. Damals, als Wanderzirkusse, Varieté-Truppen und Wild-West-Shows Amerika bereisten, um die Menschen zu amüsieren,, wurden die Deutschen Spitze zu einer tragenden Säule der hiesigen Hunde-Shows. Einer der berühmtesten Hunde war ein Spitz namens "Stout's Pal Pierre", der sich in den 1920er- und 1930er-Jahren als Seiltänzer beim "Barnum & Bailey-Circus" verdingte. Weil die Zirkus-Spitze damals so berühmt und beliebt waren, stammen sehr viele der derzeitigen "Eskies" von diesen Hunden ab, denn die Welpen der Hunde wurden während der vielen Reisen, die der Zirkus machte, an die Zuschauer verkauft. So wurde schließlich eine eigene Rasse daraus und ein Verband gegründet. Wer "Eskies" schon mal in Aktion gesehen hat, den springt ihre Abstammung von Zirkushunden geradezu an.... 

 

Erst 1917, als Amerika in den Ersten Weltkrieg eintrat und man allem Deutschen ablehnend gegenüber stand, erhielt die Rasse den Namen, unter dem wir sie heute kennen: "American Eskimo Dog". Warum die Rasse so genannt wurde, ist nicht mit Sicherheit bekannt. Einige Quellen behaupten, dass „American Eskimo“ ausgewählt wurde, um eine Hommage an einen gleichnamigen Zwinger aus Ohio zu erweisen. Eine andere Theorie besagt, dass diese Hunde wie kleinere Versionen der Schlittenhunde der Eskimos aussahen.

 

Obwohl die Rasse eine lange und faszinierende US-Geschichte hat, registrierte der AKC erst 1995 seinen ersten "Eskie" Die kleinen weißen Wunderhunde, die auf Farmen des Mittleren Westens verschiedene Aufgaben verrichteten und später das Publikum unter dem Zirkuszelt verzauberten, werden heutzutage vor allem von Menschen gehalten, die einen vielseitigen, aktiven und lebenslustigen Begleiter suchen.

Der Standard


Der "Eskie" ist klein bis mittelgroß und es gibt ihn in den Fellfarben Weiß und Creme. Warum keine anderen Farben vorhanden sind, war nicht zu recherchieren. Ihr dickes, doppellagiges Fell hat eine löwenmähnenartige Halskrause, Federn an den Beinen und markante Hosen an den Sprunggelenken und ist weder gelockt noch gewellt, sondern völlig gerade. Durch die doppelte Fellschicht werden die Hunde vor Wind und Wetter geschützt. Das Fell der "Eskies" hat allerdings eine ganz andere Struktur als das der Großspitze, es ist viel plüschiger, wattiger und weicher und dadurch auch recht umständlich in Ordnung zu halten. In den USA werden "Eskies" daher im Sommer auch oft geschoren, um ihnen die Hitze erträglicher zu machen. Der Eskimohund haart extrem, häufiges Ausbürsten der abgestorbenen Haare verhindert zwar das Schlimmste, aber der Staubsauger bleibt trotzdem der beste Freund.

 

Die Rute wird auf dem Rücken oder hängend getragen und ist mäßig hoch angesetzt. Der Körper ist gedrungen, wenn auch nicht kompakt. Die Augen sind nicht ganz rund, sondern leicht oval und sollten weit auseinanderstehen und nicht schräg, hervorstehend oder gewölbt sein. Die Augenfarbe ist braun, aber niemals bernsteinfarben und blau. Die Ohren sind dreieckig und entsprechen der Kopfgröße, zudem sollten sie möglichst weit auseinanderstehen, um quasi mit dem Kopf verschmelzen. Der Schädel ist keilförmig, die größte Breite befindet sich zwischen den Ohren. Der Stopp ist gut definiert, wenn auch nicht abrupt. Die Schnauze ist breit und sollte die Länge des Schädels nicht überschreiten, also nicht zu lang sein. Nasen- und Lippenpigment sind dunkelbraun oder schwarz.

American Eskimo Dog
American Eskimo Dog [1]

Der "Eskie" ist in drei Typen erhältlich: Toy, Miniatur und Standard - basierend auf der Widerristhöhe:

  • Toy: 22–30 cm und 2,27–4,5 kg
  • Miniatur: 30–40 cm und 4,5–9 kg
  • Standard: 38–50 cm und 6,8–18 kg  

In die "Eskies" wurden allerdings wohl auch andere nordische Hunderassen eingekreuzt, wie Samojeden, Volpino Italiano und nach dem Zweiten Weltkrieg unter anderem ein Japanspitz namens „Conners Fuji”. Fuji wurde am 26. April 1955 in Japan geboren und beim Japan Kennel Club als Spitz registriert. Herr Conner, ein in Japan stationierter amerikanischer Soldat, war sein Besitzer. Als Herr Conner in die Staaten zurückkehrte, nahm er Fuji mit und beantragte dessen Registrierung am 26. Mai 1958, woraufhin Fuji beim UKC registriert wurde. Fuji ist auch der Ahn vieler heute lebender "Eskies". Nach Fuji wurde nie wieder ein Japanspitz als "Eskie" registriert. Fuji konnte sich möglicherweise dadurch durchmogeln, weil auf seiner Registrierungsbescheinigung nicht "Japan-Spitz" stand, sondern nur "Spitz".

 

Die erste schriftliche Erwähnung der "Eskies" fand sich 1958 in einem Druck des UKC. Darin heißt es, dass die Rasse aus großen Schlittenhunden gezüchtet wurde und nichts mit ihrem deutschen Ursprung zu tun hat. Es hieß sogar, dass sie wie Mini-Samojeden aussehen sollten. Da diese Aussagen in keinster Weise belegt wurden, würde ich sie eher dem damals noch herrschenden Antigermanismus zuordnen. 

American Eskimo Dog puppy pup cute
Eskie-Welpe [2]

1969 wurde die "National American Eskimo Dog Association" (NAEDA) gegründet. Die NAEDA teilte die Rasse in zwei Größen ein, nämlich in Standard und Miniatur. Dies geschah wohl nur zu Show-Zwecken, da sich somit mehr Pokale verteilen bzw. gewinnen ließen. 1974 wurde der Standard überarbeitet und im offiziellen UKC-Magazin "Bloodlines" veröffentlicht. Das war jedoch alles, man äußerte sich mit keinem einzigen Wort über den amerikanischen Eskimohund, weder woher er kam, noch wofür er gezüchtet wurde. 1978 gab es erneut eine komplette Überarbeitung der Norm. Obwohl dieser Standard deutlich detaillierter war, äußerte man sich dennoch wieder nicht über die Rasse. 

 

1985 wurde der "American Eskimo Dog Club of America" gegründet. Die AEDCA hat die Größenvarietäten Toy, Miniatur und Standard anerkannt. Der UKC-Standard erkennt auch weiterhin nur Standard und Miniatur an. 1995 erkannte der "American Kennel Club" (AKC) die Rasse in der "Non-Sporting Group" an. Das Zuchtbuch wurde von 2000 bis 2003 geöffnet, um mehr der ursprünglichen UKC-Linien registrieren zu können, daher sind heute viele amerikanische Eskimohunde bei beiden American Kennel Clubs doppelt registriert. Die Rasse wurde 2006 auch vom Canadian Kennel Club anerkannt .

 

Aus den USA exportierte "Eskies" werden in der Regel zum Deutschen Großspitz oder Mittelspitz umgeschrieben, da der American Eskimo Dog von vielen Rasseverbänden außerhalb Amerikas und Kanadas nicht als Rasse geführt wird, so ist er zum Beispiel auch von der FCI nicht anerkannt. 

Krankheiten


Der American Eskimo Dog kann an Krankheiten wie der Progressiven Retinaatrophie (Absterben der Netzhaut), der Patellaluxation (Kniegelenksverletzungen) und an Hüftfehlbildungen (HD) leiden. An sich sind "Eskies" aber sehr robuste, gesunde und äußerst langlebige Hunde.

Der Charakter


American Eskimo Dog
American Eskimo Dog [3]

Der "Eskie" ist in erster Linie ein Begleithund, ein hingebungsvolles Familienmitglied, das am liebsten immer bei seinen Menschen sein möchte. Er ist fröhlich, anhänglich und sehr schlau – so schlau, dass er als eine der intelligentesten Hunderassen gilt. In Windeseile kann er Kunststücke erlernen und würde jederzeit einen perfekten Zirkushund abgeben. Allerdings nur, solange er Lust dazu hat. Er ist halt ein unabhängiger Denker, neugierig und mit der Fähigkeit ausgestattet, Probleme ziemlich präzise selbst lösen zu können. Er eignet sich insbesondere für Aktivitäten, bei denen er seinen Grips einsetzen muss, wie Unterordnung und Tricktraining.

 

Da die Vorfahren der "Eskies" einst berühmte Zirkusartisten waren, findet sich auch heute noch dieses Erbe in ihnen: amerikanische Eskimohunde brauchen viel Bewegung und sind wirklich sehr aktiv. Da der "Eskie" ein ziemlicher Freigeist ist, sollte man ihn besser bereits ab dem Welpenalter zu gutem Gehorsam erziehen, andernfalls überlistet dieser kluge Hund seinen Besitzer schneller, als dieser gucken kann.

 

Die sehr sportlichen Hunde platzen fast vor Energie und können sehr destruktiv oder gar neurotisch werden, wenn sie nicht regelmäßig Bewegung und Aufgaben bekommen oder gar zu häufig allein gelassen werden. Unterforderung kann zudem zu Hyperaktivität, Aggression oder Verhaltensstörungen - wie das Jagen des eigenen Schwanzes - führen. "Eskies" machen sich daher vor allem bei sehr aktiven Menschen und in wuseligen Haushalten gut, weil sie durch ihr hohes Energie-Level sehr gut Schritthalten können. Bei ihnen handelt es sich um eine sogenannte "Trabrasse", die eine sehr lange Zeit ohne Ermüdung traben kann, daher ist ein vierstündiger Spaziergang für sie gar kein Problem. 

 

"Eskies" haben ein ausgezeichnetes Selbstbewusstsein. Sie stehen gern im Mittelpunkt und möchten ihren Menschen gefallen. Sie sind sehr bellfreudige Wachhunde, die - obwohl sie mit Unbekannten mit der Zeit warm werden - zunächst immer erstmal misstrauisch reagieren. Der "Eskie" nimmt seine Wachhundpflichten sehr, sehr ernst, was vielleicht ein Erbe der Japanspitze ist, die wirklich jeden Besuch melden. Wer eine sehr gesprächige Hunderasse sucht, die gern bellt, heult oder murmelt, für den ist die Rasse ideal, denn diese Hunde sind wirklich mitteilungsbedürftig.

 

Wenn der "Eskie" nicht gerade "redet", dann kaut er. Die meisten sind begeisterte Kauer und brauchen einen ständigen Vorrat an Kauspielzeug, das sie davon abhält, im Haus die Möbel abzunagen. Ansonsten sind sie sehr freundlich und verstehen sich auch gut mit anderen Hunden, Katzen und Kindern; sie haben jedoch die Tendenz, kleinere Tiere und Vögel zu jagen.

Der "Eskie" kommt nach Deutschland


In den weißen Großspitz werden seit einigen Jahren aus den USA importierte American Eskimo Dogs eingekreuzt, die zwar im Ursprung auf den Deutschen Großspitz zurückgehen, aber inzwischen diverse Einkreuzungen anderer Hunderassen über sich ergehen lassen mussten. Dennoch wurden sie vom Verein für Deutsche Spitze zu Deutschen Großspitzen umgeschrieben.

Import American Eskimo Dog Deutschland Großspitz Schmidt Rohde Seerosenweiher Sierra's Alina
Auszug aus dem Register '92: Schon vor 2002 wurden Eskies importiert und zu Großspitzen umgeschrieben, wie die Hündin "Sierra's Alina" aus der Zucht von Diana Allen, durch Eyke Schmidt-Rohde. Offiziell hatte Alina keine Nachkommen. Ja klar! 🤡

Ilse Lauermann vom Zwinger "Berg Sonnenhof" aus Bayern hat als erste American Eskimo Dogs im Jahr 2003 importiert, nämlich die Hündinnen Alpine`s Walk to Remember (*2002) und Nature's Puppy Love (*2003). Es gab massive Widerstände gegen diese Aktion, die fast zum Auseinanderbrechen der Spitzgruppe führten, dennoch wurde die Umschreibung der beiden "Eskies" zum Großspitz ohne Auflagen genehmigt.

 

Der Hintergrund des Imports der beiden Hündinnen war die dringend benötigte Blutauffrischung bei den Großspitzen, da sich der genetische Flaschenhals bei ihnen durch die kleine Population stark verengt hatte. Kritiker dieser Aktion haben bemängelt, dass es sich bei den "Eskies" nicht mehr um reinrassige Großspitze handelt, da dort ja andere Spitze wie Samojeden oder auch Japanspitze reingezogen wurden. Auch eingekreuzte Schäferhunde findet man wohl unter ihren Ahnen. Nichts desto weniger kann man natürlich auch beim Deutschen Großspitz nicht ausschließen, dass Fremdrassen - wissentlich oder nicht - in die deutschen Großspitze eingekreuzt worden sind. So wurden auch Registerhunde verpaart, von denen wir die Vorfahren nicht kennen.

Links und Mitte: Nature's Puppy Love/ Rechts: Alpine's Walk to Remember. Auf den Bildern von den beiden kann man sehr gut erkennen, dass es bei den "Eskies" durchaus unterschiedliche Rassetypen gibt. Während Penny problemlos als Mittelspitz durchgehen würde, entspricht Puppy Love optisch mehr einem zu klein geratenen Samojeden.

Progressive Retinaatrophie


Bei den Deutschen Großspitzen waren bis vor kurzem keine Erbkrankheiten bekannt - bis herauskam, dass die Augenkrankheit prcd-PRA (Progressive Retinaatrophie) über mindestens eine der zwei nach Deutschland importierten "Eskie"-Damen in die deutsche Großspitzpopulation eingebracht wurde. PRA ist eine Augenkrankheit, an der die betroffenen Hunde mit 4-5 Jahren meist erblinden. Die Krankheit war für den Deutschen Großspitz bis 2002 gänzlich unbekannt, bei den American Eskimo Dogs ist sie hingegen eine typische Erbkrankheit. Obwohl seit 2005 ein Gentest für die Diagnose des prcd-PRA-Defektgens zur Verfügung gestanden hat, sind weder die importierten Hündinnen noch deren Nachkommen mit diesem Gentest untersucht worden. Die beiden Hündinnen wurden in das Zuchtbuch des Deutschen Spitzvereins als Großspitze aufgenommen und damit war das Problem PRA erledigt, denn Deutsche Großspitze haben ja keine PRA. Auch ein entsprechender Antrag auf der Generalversammlung des Vereins für Deutsche Spitze für die PRA-Testung von Hunden mit American-Eskimo-Dog-Vorfahren wurde abgelehnt.

 

2009 übernahm eine  Tierärztin mit dem Praxisschwerpunkt Genetik den Posten der Hauptzuchtwartin. Leider wurde auch hier versäumt, die beiden "Eskie"-Zuchthündinnen aus dem Verkehr zu ziehen.

 

Obwohl viele der aktiven VDH-Züchter in Deutschland mit sogenannten Registerhunden* züchteten und züchten, werden Verpaarungen von Hunden mit Papieren mit diesen Registerhunden durch den VDH streng reglementiert. Es wurden sogar bevorzugt Nachkommen der importierten "Eskies" für eine Verpaarung empfohlen und eingesetzt. Insbesondere den Registerhündinnen wurden die beiden Söhne der importierten Hündinnen als Deckrüden empfohlen. Leider wurden diese Hunde auch nicht auf PRA getestet. 

 

*Registerhund = die Vorfahren eines der Elterntiere sind nicht bekannt oder besitzen keine anerkannten Ahnennachweise

Der Unterschied zwischen Großspitz und American Eskimo Dog


"American Eskimo Dog" Darstellung auf einem Cover
"American Eskimo Dog" Darstellung auf einem Buchcover

Sind sie nun identisch oder nicht? Nein, sind sie nicht. In den Deutschen Spitz, der in die USA immigrierte wurden andere Rassen hineingezogen, wie beispielsweise Japanspitze, Akitas und Samojeden. Daher unterscheiden sie sich mitunter auch optisch vom Großspitz, so sehen die "Eskies" manchmal nach den nordischen Spitzen aus - mit durchweg behaarten Läufen und eher kräftigen Pfoten, während der Großspitz ja Katzenpfoten sein eigen nennt. Manchmal sehen die Eskies allerdings aber auch mehr nach Großspitz aus, als unsere Großspitze mitunter selbst. Struktur und Qualität ihres Fells unterscheiden sich insofern vom Fell des Großspitzes, als dass das Eskimo-Fell oft plüschiger und weicher und dadurch leider erheblich pflegeintensiver ist. Unser Großspitz hat hingegen ja eher harsches Fell, das quasi selbstreinigend ist.

 

Aber auch charakterlich sind durchaus Unterschiede zwischen beiden erkennbar: Der "Eskie" hat ein höheres Energielevel und braucht mehr Bewegung und jede Menge geistige Herausforderungen, während der Großspitz zwar auch gern aktiv ist, allerdings nicht am Rad dreht, wenn mal ein paar Tage nicht viel passiert. Klar erkennbar sind hier die unterschiedlichen Zuchtschwerpunkte: der Großspitz als unbestechlicher Wächter, der eben auch mal nichts macht, wenn nichts los ist und der Eskimohund als alter Show- und Zirkushund, der deutlich anspruchsvoller bei der Beschäftigung ist und der sich schneller langweilt. Durch sein Zirkuserbe begreift der Eskie allerdings auch wesentlich schneller als der Großspitz und eignet sich somit viel besser für besonders fordernden, kniffligen Hundesport.

 

Eskies sind auch viel sportlicher als Großspitze und auch dort noch leicht zu motivieren, wo der Großspitz schon lange streikt. Sie sind weniger misstrauisch, da ihre Wachhundeeigenschaften für die Zucht ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr im Vordergrund standen und man somit nicht mehr auf die vorhandene Schärfe achtete, die für einen guten Wachhund unerlässlich ist. Nichtsdestotrotz meldet der American Eskimo Dog Besucher, kann dabei aber anscheinend schlechter differenzieren als der Spitz, sodass mitunter erstmal jeder angebellt wird, der da kommt. Der "Eskie" entspricht daher eher dem "Kläffer", als der Großspitz dies tut. Durch die Einkreuzung verschiedener anderer Spitzrassen haben viele "Eskies" manchmal einen leichten Jagdtrieb.

 

Wer also einen sehr agilen und extrem sportlichen Begleithund sucht, mit dem er Agility, Flyball oder Tricktraining auf hohem Niveau machen kann und der mehrstündige Spaziergänge problemlos mitmacht, zu dem passen Großspitze hervorragend, die die quecksilbrigen American Eskimo Dogs unter ihren Vorfahren haben. Wer allerdings das bodenständige Wesen des Deutschen Spitzes bevorzugt und einen zuverlässigen und unbestechlichen Wächter sucht, der findet sein passendes Pendant in einem Großspitz aus rein deutscher Linie. 

Fazit


Obwohl sich der Deutsche Spitz und der American Eskimo Dog durchaus stark voneinander unterscheiden, stellt sich an dieser Stelle die folgende Frage: können wir es uns beim weißen Großspitz leisten, auf eine frische Blutlinie zu verzichten? Nein, das können wir eigentlich nicht. Dennoch sollten diese frischen Blutlinien sehr sorgfältig ausgewählt und mit Bedacht eingesetzt werden. Insofern wäre es im Nachhinein betrachtet wohl vernünftiger gewesen, die importierten Hunde als American Eskimo Dogs zu belassen und ihre Gen-Reservoirs an bestimmten Stellen anzuzapfen, um dort gezielt Verbesserungen durchzuführen, wo sie auch sinnvoll sind. 

 

Trotzdem die Rasse des American Eskimo Dogs von der FCI nicht anerkannt ist und ihr Zuchteinsatz höchst umstritten ist, war es kein Problem, die importierten "Eskies" ohne Auflagen zu Deutschen Spitzen umzuschreiben. Und das, obwohl sie doch aus einer Mischung verschiedenster Spitzvarietäten (Mittel- und Großspitze, Volpino Italiano, Samojeden und nach dem 2. Weltkrieg Japanspitze) entstanden sind. Daher sollte es doch dann auch machbar sein, die strikte Trennung der Varietäten bei den Deutschen Spitzen aufzuheben und eine varietätenübergreifende Zucht zuzulassen, um die Großspitze langfristig aus dem genetischen Flaschenhals zu bekommen! Das zumindest wäre meine Schlussfolgerung aus dem problemlosen Einkreuzen des "Eskies" in den Großspitz. Denn wie wir ja bereits festgestellt haben, können wir es uns beim Großspitz wirklich nicht leisten, auf frische Blutlinien zu verzichten. Und was ist da naheliegender, als auch auf die anderen deutschen Spitzvarietäten zurückzugreifen?


Bilder:

[1] https://pin.it/2IictDf

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Stand: 09.08.2021

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