INHALTSVERZEICHNIS:
Der Spitz - ein Anfängerhund?
Die Sozialisierung des Deutschen Spitzes
In sehr vielen Rassebeschreibungen des Deutschen Spitzes wird behauptet, dass er ein idealer Hund für Anfänger sei und zudem – aufgrund seiner hohen Intelligenz - sehr leicht erziehbar. Ich sehe diese Aussage als sehr kritisch an, denn ein wirklich ordentlicher Großspitz oder Wolfsspitz ist sicherlich eine Menge, allerdings nicht leicht erziehbar.
Gerade die großen Spitze wurden durch die Jahrhunderte hinweg auf Leistung selektiert und darauf, selbstständig zu arbeiten und zu entscheiden. Das macht sich natürlich auch heute noch in der Erziehbarkeit bemerkbar. Sie haben sehr viele eigene Ideen, sie beugen sich nicht sofort dem Willen ihres Besitzers und sie sind nach wie vor sehr „pflichtbewusst“ (die schwarzen Großspitze mehr als die Weißen und die Wölfe).
Der große Deutsche Spitz ist zudem von einer besonderen Ursprünglichkeit in Wesen und Verhalten und beeindruckt durch seine instinktsichere und klare Art – und genau deshalb ist dieser Hund kein Jedermannshund. Dieser hochintelligente Hund braucht einen souveränen Hundeführer und eine sehr klare und konsequente Führung. Dann wird der Spitz zu einem wunderbaren Hund: widerstandsfähig, sehr anpassungsfähig und (bei guter Erziehung) auch ein hervorragender Familienhund. Er ist ein begeisterter Wanderer, wetterunempfindlich, langlebig, vital, lernt schnell und freudig Tricks und ist für fast alle Aktivitäten zu begeistern, denn er möchte am liebsten immer und überall dabei sein.
Fehlt die klare, unmissverständliche Führung, könnte es jedoch passieren, dass man mitunter sein blaues Wunder erlebt.
…ist eigentlich vollkommen unproblematisch, da er am liebsten überall dabei sein möchte und sich auch komplett zum Affen machen würde, nur um mitkommen zu dürfen. Kurzum: am besten sozialisiert man seinen großen Spitz, indem man ihn von Anfang an überall hin mitnimmt, ohne daraus eine große Sache zu machen. Was ich damit meine?
Einfach machen, ohne den Hund permanent zu trösten oder gut ihm zuzureden, gerade wenn eine neue Situation erstmal als komisch empfunden wird. Hierbei rate ich vom Locken mit Futter ab, denn Futter steigert das Niveau der Erregung bzw. Aufregung des Hundes und bewirkt somit das genaue Gegenteil von dem, was man eigentlich mit der Futtergabe erreichen möchte. Wenn man den Spitz also von Anfang an ins Restaurant, auf Besuch, zum Einkaufen oder in die Stadt mitnimmt und man selbst dabei entspannt und ruhig bleibt, sollte die Sozialisierung dieses tollen Hundes kein Problem darstellen.
Ausbildung (Dressur) und Erziehung sind zwei völlig verschiedene Dinge, die auch völlig verschiedene Methoden erfordern. Wird dieser Unterschied nicht erkannt, kommt es dann geradezu zwangsläufig zur Wahl eines falschen Mittels. Da durch die Konditionierung in der Ausbildung ziemlich gute Ergebnisse erzielt werden, verleiten diese Erfolge gradewegs dazu, zu glauben, dass das auch in der Erziehung funktionieren würde.
Beispiel:
Wenn also empfohlen wird, den „Leinenrambo“ mittels Bratwurst von seinem unerwünschten Verhalten abzubringen, wird der Zusammenhang zwischen seinem Verhalten und seiner Bedürfnisbefriedigung nicht gesehen. Denn der Hund steigt in die Leine, um eben seinem Bedürfnis nach Sicherheit nachzukommen, indem er mit viel Getöse versucht, den Fremdhund zu vertreiben oder zu beeindrucken. Mit Leckerli kann man seinen Hund zwar gegebenenfalls von der Situation ablenken, aber man ändert nichts daran, dass sich in besagter Hund-Mensch-Beziehung der Hund augenscheinlich um seine eigene Sicherheit kümmern muss, da sein Mensch dies eben nicht tut.
Erziehung mittels Belohnung ist ergo nicht möglich, auch, da sich diese zwei Sachverhalte gegenseitig ausschließen. Ein klassisches Oxymoron. Man kann also einen Hund mit Leckerli zwar toll konditionieren, aber man kann die Kausalkette zwischen Aggression und Bedürfnisbefriedigung nicht durchtrennen, weil man den Hund mit einem Keks nicht von jener Verantwortung entbinden kann, die er anstelle seines Menschen übernommen hat.
Passend dazu ein sehr treffender Auszug aus Michael Freys Kriminalroman „Hartmann und der böse Wolf“:
„Führung statt Mimimi ist unser Motto" dröhnte Wolf. "Führung ist das A und O in der Hundeerziehung. Wer nicht führt verliert. Der Alpha ist der Chef! Sie brauchen dieses gewisse Etwas, Herr Hartmann, sonst wird das nichts. Sonst macht der Hund den Molli mit Ihnen. Egal wie klein er ist. Ich habe schon Chihuahuas erlebt, die den Vorstand eines Dax-Konzerns fest im Griff hatten. Der schmiss problemlos einen Laden mit hunderttausend Mitarbeitern und wurde zu Hause jedes Mall von seiner Fußhupe ins Bein gebissen, wenn er an den Kühlschrank wollte. Wenn Sie kein Charisma haben, bringe ich es Ihnen bei. Körpersprache, sage ich nur. Sie können Ihrem Hund natürlich auch eine Bratwurst vor die Nase halten. Für Bratwurst machen Hunde alles. Die sind relativ einfach gestrickt, die Viecher."
"Aber hat man immer, wenn es heikel wird, eine Bratwurst in der Tasche?" fragt der Wolf.
"Nein!" sagt der Wolf.
"Aber um den Gedanken zu Ende zu bringen. Was macht man, wenn man eine Bratwurst braucht und keine hat? Eben. Nichts! Zero! Niente! Da kackt man ab. Direkt neben dem Hund kackt man da ab. Genau darum gibt es beim Wolf keine Erziehung durch Bestechung, kein Konditionieren durch Leckerchen und ähnlichen Unfug. Kristallklare Führung ist angesagt. Trauen Sie sich das zu?“
Es ist generell nicht ratsam, sich für seinen schlauen Spitz zum Futterspender auf zwei Beinen zu machen - denn wird er immer und überall für gute Leistungen bezahlt, kann man letztlich nur noch von einer "Geschäftsbeziehung" zwischen Mensch und Hund sprechen; Bindung sucht man hier vergeblich. Zudem ist es doch so: der Hund mag mit Leckerchen gut erzogen wirken, lässt man diese jedoch nur mal eine Woche lang weg, wird man recht schnell sehen, daß einen der Hund im schlechtesten Fall mit dem Allerwertesten nicht mehr anschaut. Und das gilt selbstredend nicht nur für Spitze!
Meiner Meinung nach ist die klassische Konditionierung im Grunde eine Beleidigung für jeden halbwegs intelligenten Hund, der hier mit einer Methode erzogen oder geformt werden soll, die ebenso dafür geeignet ist, primitivste Lebewesen zu konditionieren (z.B. funktioniert die klassische Konditionierung auch bei Pflanzen). Zudem ist es doch sehr fragwürdig, den Gehorsam des Hundes durch Futterentzug zu erpressen, indem man ihm dieses nur für erbrachte Leistung aushändigt. Das hat mit Partnerschaft nichts mehr zu tun, das ist Sklavenhaltung!
Deutsche Spitze sind in erster Linie Wachhunde und entwickeln schon in sehr jungen Jahren das Bedürfnis, Gefahren zu erfassen und gegebenenfalls abzuwehren. Seine Spezialisierung zum Wächter schlägt sich beim Spitz auch in seinen Fähigkeiten nieder. So hat er:
Um einem Spitz also Herr zu werden, muss man in der Lage sein, ihn erzieherisch so zu beeinflussen, dass er:
Gerade bei den großen Spitzen ist besonders wichtig, sie mit viel Ruhe und noch mehr Konsequenz zu führen und ihnen dabei stets die Sicherheit zu geben, dass man sich kümmert. Denn ein Hund, der sich darauf verlassen kann, daß sein Mensch schon weiß, wie die Dinge laufen, muss selbst weniger in Aktion treten und hat folglich auch weniger Stress. Gerade bei einem Wachhund ist es daher notwendig, dass sein Mensch ihm ein sicheres Umfeld schafft und ihn somit von seinen Aufgaben entbindet. Dafür muss der Hund seinen Menschen aber als kompetent erleben, das heißt, er muss unmissverständlich anhand der Handlungen seines Menschen sehen können, dass dieser bereits das nähere Umfeld absichert.
Für den neu eingezogenen Hund stellt sich sehr schnell die Wohnungstür als „Schwachpunkt“ des Hauses oder der Wohnung heraus, denn an dieser Stelle können Fremde in selbige eindringen. Daher wird er relativ schnell damit anfangen, genau diesen Teil der Wohnung zu kontrollieren und zu bewachen. Nun kann man natürlich dafür sorgen, dass der junge Hund überhaupt nicht im Flur vor der Eingangstür herumliegt und ihn stattdessen auf seinen ihm zugewiesenen Liegeplatz verweist, das wäre eine Möglichkeit. Die andere Möglichkeit ist die, die Kontrolle der Eingangstür selbst zu übernehmen. Das heißt, dass man, sobald man ein Geräusch vor der Tür oder im Treppenhaus wahrnimmt, zur Türe geht (der Hund bleibt dafür hinter einem, denn er hat gerade Pause) und diese öffnet oder durchs Schlüsselloch guckt, um für den Spitz sichtbar zu überprüfen, ob Gefahr droht. Ist dem nicht so, teilt man dem Hund anschließend auch mit, dass alles gut ist. Ich mache das so, dass ich die Hunde an der Schnauze antippe und „Alles okay!“ zu ihnen sage. Wichtig ist dabei ein ganz ruhiger Tonfall. Nur so sieht und erlebt der Hund, dass sein Besitzer die Aufgabe der Revier-Sicherung übernimmt und wird schnell lernen, dass er nun Freizeit hat.
Was nicht funktioniert: im Wohnzimmer auf dem Sofa sitzenbleiben und jedes Mal, wenn der junge Hund bellt oder man die Nachbarn im Hausflur hört, „Nein!“ zu rufen. Man kann nämlich durch „Nein!“-Rufe und ohne nachzusehen kein Umfeld sichern – und das weiß der Spitz auch. Deswegen wird er sich folglich weiterhin selbst darum kümmern, sein Bedürfnis nach Sicherheit zu befriedigen und ggf. auch seinen Schlafplatz in den Flur verlegen, um die Tür besser bewachen zu können.
Das Überwachen der Haustüre bedeutet natürlich am Anfang, dass man irgendwie permanent zwischen Sofa und Haustüre hin- und herläuft – insbesondere, wenn man in einem Mehrfamilienhaus lebt. Dennoch lohnt es sich, denn auf diesem Wege macht man der Mär vom kläffenden Spitz einen Garaus und schont zudem langfristig die eigenen Nerven (wir wohnen im Erdgeschoss eines Berliner Mehrfamilienhauses und die Nachbarn sagten mir bereits mehrfach, wie beeindruckt sie von den Hunden sind, da man sie wirklich überhaupt nicht hört – und das, obwohl Spitze doch eigentlich als sooo schlimme Kläffer gelten).
Ganz aberziehen sollte man dem Spitz seinen Wachtrieb nicht, denn das Wachen liegt ihm ja im Blut – es ist seine Aufgabe, sein Job. Dieses Erbe kann man sich auch zunutze machen, denn es gibt ja immer irgendetwas zu bewachen. Ob der Spitz nun die Wohnung bewacht, das Auto oder die Einkaufstaschen vor dem Supermarkt: all das entspricht seinem Naturell, macht ihm Spaß und lastet ihn auch aus.
Man muss übrigens immer auf das, was einem der Spitz anzeigt, eingehen, muss es für ihn erkennbar überprüfen und beurteilen. Die vom Spitz angezeigte Gefahr abzutun, funktioniert nicht. Er wird sich streiten und wird behaupten „Doch, siehst Du es nicht? Stell‘ dich nicht blöd an! Dahinten.....G.E.F.A.H.R.!!!“.
Entbindet man seinen Spitz nicht dauerhaft vom Wachen, möchte er natürlich auch auf dem Spaziergang für Sicherheit und Ordnung sorgen. Dies äußert sich in der Regel durch das nervige Leinenziehen und durch die sogenannte „Leinenaggression“. Beide Handlungen haben seitens des Spitzes nur eines zum Ziel: nämlich das Aufklären und Sichern des Revieres. Deshalb ist es an dieser Stelle wichtig, den Spitz von seiner Verantwortung für die Sicherheit zu entbinden, sondern auch seinen Entscheidungsspielraum einzuschränken. Was das bedeutet? Der Hund läuft an kurzer Leine HINTER oder wenigstens neben einem; aber auf gar keinen Fall vor dem Menschen (und besonders nicht an einer Flexileine oder einer Schleppleine). Nur die Einschränkung des Entscheidungsspielraumes hilft hierbei und wirkt erzieherisch. Was nicht funktioniert, ist zu meinen, man erziehe seinen Hund durch Konditionierung oder Ablenkung mittels Leckerlis. Das ist Dressur, jedoch keine Erziehung.
Das Laufen in Freifolge und an kurzer Leine wirkt sich ebenso auf das Abwehrverhalten aus: ein so geführter Spitz wird es dem Menschen überlassen, unheimliche Monster wie Mülltonnen, die einfach so herumstehen, oder auch gruselig wirkende Menschen ggf. zu vertreiben. Geht der Hund aber doch einmal nach vorne, so unterbindet man dies, indem man mit Nachdruck zwischen den Hund und sein anvisiertes Ziel tritt und ihm verdeutlicht, dass dies NICHT seine Aufgabe ist und er sich also verbotenerweise in die Zuständigkeiten seines Besitzers einmischt. Diese Grenze muss allerdings sehr konsequent gezogen werden, da der Hund ansonsten eine sogenannte „Leinen-Aggression“ entwickeln kann.
Angeblich ist das inflationäre Markieren des Reviers ganz arttypisch für jeden Hund; und die Gewährung dessen somit essentieller Bestandteil einer artgerechten Haltung und Garant seines Wohlbefindens. Aber ist das wirklich so? Es ist korrekt, dass Aufklären und Markieren arttypische Verhaltensmuster eines Hundes sind. Dies trifft jedoch nur auf Hunde zu, denen die Verantwortung für ihre eigene Sicherheit (und eventuell die von Frauchen bzw. Herrchen und/ oder Haus und Hof) überlassen oder übertragen wurde. Solch ein Hund wird stets und ständig danach streben, das Revier um sich herum unter Kontrolle zu behalten. Typische Indizien dafür sind das Zerren an der Leine, ständiges Kontrollieren der Umgebung, ununterbrochenes Markieren und eventuelles Fernhalten jeglicher Gefahren beispielsweise durch Verbellen („Leinen-Aggression“). Stressfrei geht definitiv anders, daher: Ab mit dem Hund in die Freifolge! Das schont seine Nerven, Ihre Nerven und zudem Hauswände, Blumenrabatten und Bäume.
Im Vergleich zu anderen Hunderassen hat der Spitz:
Das ausgeprägte fotografische Gedächtnis des Spitzes ist für seine Aufgabe als Wächter besonders relevant, denn dadurch erkennt er meist selbst kleinste Veränderungen innerhalb seiner Umgebung – zum Beispiel neu hinzugekommene Gegenstände (jeder dürfte das Mülltonnenmonster kennen, das auf einmal an der Straße herumsteht und dem Spitz fast einen Herzinfarkt beschert). Dafür benutzt er vorrangig seine Augen und nicht seine Nase. Gleiches gilt übrigens auch für Geräusche. Durch sein hervorragendes Langzeitgedächtnis erkennt er beispielsweise alle zum Haus dazugehörigen Nachbarn schon nach kurzer Zeit am Schritt.
Um Ihren Spitz zu beschäftigen, können Sie ihm Gegenstände zeigen (nur zeigen, nicht beschnüffeln lassen), die er dann optisch (also nur mit den Augen) suchen soll. Sie werden überrascht sein, wie schnell er die Gegenstände finden wird und wie viel Spaß ihm das macht.
Abzuraten ist allerdings von allen Beschäftigungen, die den Geruchssinn fördern, denn dieser spielt bei der Jagd eine große Rolle. Je besser der Geruchssinn des Hundes, desto besser und schneller kann er eine Fährte verfolgen. Daher hat man in der Vergangenheit bei Spitzen züchterisch auf eine Verringerung des Geruchssinnes geachtet, weil dadurch nachweislich das Jagdverhalten erheblich reduziert wurde, bzw. gar nicht erst auftrat. Das bedeutet nicht, dass der Spitz einen schlechten Geruchssinn hätte, sondern nur, dass er bei ihm wesentlich schlechter ausgeprägt ist als bei anderen, jagenden Hunderassen.
Wer Spaß an Nasen- oder Fährtenarbeit wie Mantrailing hat, sollte diesem Hobby lieber mit einem geeigneteren Hund nachgehen – oder sich anschließend nicht wundern, dass der Spitz auf einmal Jagdavancen zeigt (dies gilt auch für die entsprechenden Ausbildungsbestandteile, die im Rahmen der Schutzhundeausbildung erfolgen). Auch vom berühmten „Würstchenbaum“ ist aus dieser Warte dringend abzuraten; und ebenso begünstigen Zerrspiele und Apportarbeit den Jagdtrieb des Spitzes.
Zuchthündinnen, denen durch Nasenarbeit praktisch die Nase „geöffnet“ wurde, geben das dadurch erzeugte Jagdverhalten nicht nur über Prägung, Erziehung und Ausbildung an ihre Welpen weiter, sondern vererben es auch epigenetisch. Das heißt: öffne ich dem Muttertier durch Mantrailing die Nase, ist auch bei den Welpen ein besserer Geruchssinn zu erwarten, der sich wiederum auf deren Jagdverhalten auswirkt.
Wie bereits unter dem Punkt „Einen Spitz beschäftigen“ dargelegt, sollte man es tunlichst vermeiden, mit seinem Spitz Nasenarbeit zu machen. Ebenso fördern Apport- und Zerrspiele den Beutetrieb und damit den Jagdtrieb, der sich leider inzwischen in viele Großspitze (insbesondere die weißen) geschlichen hat.
Was auch gegen Jagdtendenzen helfen kann, ist die sogenannte „Kuhfütterung“. Dies bedeutet, dass dem Spitz ständig und rund um die Uhr ein wohlgefüllter Futternapf zur Verfügung steht und sich der Spitz seine Portionen selbst einteilen kann. Sofern er nicht kastriert ist, neigt er – nach kurzer Eingewöhnung – nicht zum Überfressen. Ein satter und zufriedener Spitz zeigt normalerweise weitaus weniger Interesse an (für ihn) vollkommen überflüssiger, anstrengender und zudem ineffektiver Jagd. Auch ist Futterneid für einen so gefütterten Spitz ein Fremdwort, er teilt sein Futter gern - selbst mit Besucher-Hunden.
Sofern man einen Spitz nicht gezielt künstlich auf die Annahme von Futter trainiert, neigt er dazu, Futter nur vom eigenen Herrn oder der eigenen Familie anzunehmen. Hat er tatsächlich vorher Futter von anderen Menschen genommen, verweigert er dies bei der Kuhfütterung in der Regel komplett. Diese Form der Fütterung ist also in Bezug auf die rassespezifische Eigenschaft der Unbestechlichkeit absolut ideal.
Da die geringe Futterfixierung des Spitzes sowohl im Sinne eines fehlenden Jagdverhaltens, als auch hinsichtlich seiner Unbestechlichkeit beim Wachen eine entscheidende Rolle spielt, sollte sie nicht durch Dressur mit Leckerli künstlich herausgekitzelt werden! Ein satter Spitz sucht übrigens bei Spaziergängen nicht nach herumliegendem Futter, was in Hinsicht auf beispielsweise ausgelegte Giftköder extrem praktisch ist. Im Gegenteil: Mein Kuno hat es sich zur Gewohnheit gemacht, auf draußen herumliegende Lebensmittel zu pinkeln. 😉
Beim Einzug des Spitzes ist es ganz wichtig, dass sämtliche Familienmitglieder bei seinem ersten Ankommen im neuen Zuhause anwesend sein! Ein Spitz prägt sich nämlich umgehend sehr genau ein, wer bei seiner Ankunft anwesend ist; und nur diese Familienmitglieder wird er in seinem zukünftigen Leben als „vollwertig zur Familie gehörend“ betrachten und respektieren. Lediglich später hinzukommende Kinder sind hiervon ausgenommen. Ein Spitz ist zudem ein „Ein-Mann-Hund“, das heißt, er fixiert sich extrem auf einen Menschen. Sollte man also vorhaben, ohne den Spitz verreisen zu wollen, muss von Anfang an geübt werden, dass der Spitz auch ein paar Tage bei Fremden (z.B. in einer Hundepension) bleiben kann.
Spitze sind wirklich intelligent und neigen - bei zu lascher Führung - zum Austricksen ihrer Menschen. Sie beobachten ihr Rudel sehr genau und versuchen es auf ihre lustige Art auszuspielen und so Regeln auszuhebeln, denn sie habe eine hervorragende Beobachtungs- und Kombinationsgabe. So manche strenge Vorschrift ist dem listigen Charme dieser Hunde schon zum Opfer gefallen. Aber gerade das macht diese Hunde auch so liebenswert und das Zusammenleben mit ihnen nie langweilig. Zudem liegt hier auch ein Schlüssel zur Erziehung des Spitzes versteckt: kommen Sie ihm doch einmal zuvor und tricksen Sie ihn aus! Das ist lustig und Sie können seitens des Spitzes damit viel Anerkennung einheimsen.
Was die Erziehung anbelangt, muss man sich seinen Spitz auf jeden Fall immer individuell anschauen. Es macht keinen Sinn, einem Charakterkopf mit reiner Gewalterziehung entgegenzutreten, hier wird man auf Granit beißen. Beobachten Sie ihren Spitz und schauen Sie, was er besonders gut kann und bauen Sie darauf auf! Denn trotz der erforderlichen, glasklaren Führung braucht ein Spitz natürlich auch Freiräume, um sich zu entwickeln. Diese beiden Faktoren unter einen Hut zu bekommen, ist nicht immer ganz leicht und gleicht mitunter einem Drahtseilakt, lohnt sich aber dennoch.
Wer sich noch detaillierter über Erziehung, Ausbildung und Sozialisierung des Deutschen Spitzes informieren möchte, dem sei diese Artikelreihe zur "Ausbildung und Erziehung eines Spitzes" dringend ans Herz gelegt.
Stand: 16.03.22
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