Tschüss Giftköder!


Wie Sie Ihren Hund mit der Kuhfütterung effektiv schützen können


Kuhfütterung Giftköder vermeiden Anti-Giftköder

Sie ist fast allen Hundebesitzern gemein: die Angst davor, dass der eigene Hund in einem unbeobachteten Moment einen vergifteten Leckerbissen aufnimmt und elendig verreckt. Bei der Art der Giftköder sind die Täter nämlich äußerst kreativ: sie präparieren leckere Wurststückchen oder kleine Bouletten mit Nadeln, Nägeln oder Rasierklingen, während andere A******cher verschiedene Giftstoffe oder auch Betäubungsmittel in die „Leckerlis“ einarbeiten. Die Köder selbst verstecken sie bevorzugt in Parks und Wäldern, aber auch im Busch an der Straßenecke mitten in der Stadt oder sie schmeißen sie einfach mitten auf den Grünstreifen neben dem Gehweg. 

 

Es gibt natürlich Möglichkeiten, dem Hund das Aufnehmen von Lebensmitteln von der Straße abzugewöhnen, beispielsweise durch sogenannte "Anti-Giftköder-Trainings" oder durch Tauschgeschäfte, bei denen die Hunde gefundene Gegenstände hergeben bzw. diese gegen ein Leckerli eintauschen.

 

Meiner Meinung nach sind all diese Maßnahmen sehr unzuverlässig oder fördern mitunter Verhalten, das man so nicht beabsichtig hat: Als Kuno ein alles-vom-Boden-fressender Jungspund war, habe ich auch mal versucht, den Beutetausch mit ihm zu praktizieren. Ende vom Lied war, dass er mir sämtlichen Müll angeschleppt hat, welchem er habhaft wurde, um dafür jeweils einen Leckerbissen abzustauben. Super Idee seinerseits, aber totale Zielverfehlung meinerseits! 

 

Man braucht sich auch nichts vormachen: mit ihrer um Längen besseren Nase, ihren guten Augen und ihrer Nähe zum Boden sind Hunde uns Menschen gegenüber klar im Vorteil.  Bevor man überhaupt was bemerkt hat, ist der Giftköder längst abgeschluckt. Wenn man ihn überhaupt bemerkt....

 

Kann man da gar nichts machen? Doch, kann man!

Der ultimative Tipp gegen Giftköder: Die Kuhfütterung

Der beste Universalschutz vor der Aufnahme von Giftködern ist die sogenannte "Kuhfütterung".* Sie wird auch als "ad-libitum-Fütterung" bezeichnet und ist eine völlig zu Unrecht verkannte Art, Hunde zu ernähren. Sie ist ein wirksamer Schutz vor Giftködern, weil die so gefütterten Hunde draußen nichts mehr vom Boden fressen. Sie ist zudem für Hunde jeden Alters geeignet - und sogar für verfressene Kastraten. Lediglich Hunderassen, die ihre Völlerei erst im Angesicht des Todes einstellen, sind hiervon ausgenommen. So leiden beispielsweise Labradore unter einem Gendefekt, der dafür sorgt, dass sie kein Sättigungsgefühl nach den Mahlzeiten verspüren. Für die und ähnliche Kaliber (Beagle, Golden Retriever etc.) taugt die Kuhfütterung natürlich null. Außer, man hat vor, sie im Reisrand zu servieren. 😉

Die Vorteile der Kuhfütterung:

  • schützt vor der Aufnahme von Giftködern, da beim Spaziergang nicht mehr nach Essbarem gesucht wird
  • verhindert Magendrehungen
  • fördert die Instinktsicherheit beim Fressen
  • der Hund nimmt kein Futter mehr von fremden Menschen an (Unbestechlichkeit!)
  • hemmt Futterneid
  • beugt Schlingen vor
  • reguliert Übergewicht
  • verringert den Jagdtrieb

Was genau ist jetzt die Kuhfütterung?

Kuhfütterung bedeutet im Prinzip nichts anderes, als dass den ganzen Tag über volle Futternäpfe herumstehen, zu denen der Hund jederzeit Zugang hat. Er kann also fressen, soviel er möchte und wann er möchte. Bei den meisten Hunden führt diese Ernährung schließlich dazu, dass sie eher viele kleine Mahlzeiten zu sich nehmen und instinktsicherer werden, was die aufgenommene Futtermenge anbelangt. Auch reduziert sich durch diese Art der Ernährung das Risiko der Magendrehung bei großen Rassen immens, denn natürlich sind viele kleine Mahlzeiten wesentlich magenschonender als eine einzige, große Mahlzeit. 

 

Im Gegensatz dazu die herkömmliche Ernährung: Es gibt ein bis maximal zwei Mahlzeiten pro Tag, abzüglich der zur Dressur notwendigen Leckerli, mitunter garniert durch Suchspiele wie etwa das Verstecken von Käse oder Würstchen in Bäumen. Das führt im Prinzip dazu, dass sich der Hund niemals wirklich sattfressen kann. Lässt man seinen Hund nun auf diese Art und Weise andauernd hungern und bringt ihm zudem sogar noch gezielt bei, draußen nach Futter zu suchen, dann darf man sich im Anschluss nicht wundern, wenn er das als braver Hund auch macht.

Futterneid? Was ist das? 😂 Kuno und Birk liegen nicht nur ganz entspannt beim Fressen, sondern teilen auch noch brüderlich, ohne dass es Zoff gibt.


Die Kuhfütterung hingegen bietet viele Trümpfe: Durch den permanenten Zugang zu Futter hören gerade Staubsaugerhunde auf, alles zu fressen, was nicht niet- und nagelfest ist, denn ein satter Hund hat ja keinen Anlass, immer und überall nach Fressbarem zu suchen. Meine Hunde kämen nicht mal auf die Idee, irgendetwas zu fressen, das sie beim Spaziergang finden. Kuno hat es sich inzwischen sogar zur Gewohnheit gemacht, auf herumliegende und durchaus lecker aussehende Lebensmittel zu urinieren (sogar auf Fleisch). Kuno und Birk nehmen zudem in meiner Abwesenheit auch absolut kein Futter mehr von anderen Menschen an, was ja Voraussetzung ist, für die dem Spitz nachgesagte Unbestechlichkeit. All das verdanke ich der Kuhfütterung. Und sie kann - man glaubt es kaum - noch viel mehr: Futterneid wird ebenso wie Schlingen zum Fremdwort. Im Gegenteil: Die Hunde liegen sogar beim Fressen und mampfen genüsslich und in Ruhe ihr Futter. 

Die Kuhfütterung starten

Das geht total einfach: man nehme zu Beginn mindestens doppelt so viele große Näpfe wie man Hunde hat und befülle sie mit Trockenfutter seiner Wahl. Mehr Näpfe als Hunde deshalb, weil der Hund auch optisch wahrnehmen soll, dass es ein Überangebot an Futter gibt. Es ist recht wahrscheinlich, dass sich der Hund nun mit dem Gedanken trägt, alles ratzeputzeleer zu fressen. Soll er! Leert sich der Napf, muss dieser sofort aufgefüllt werden. Besonders hartnäckige Fressmaschinen würde ich mit gleich fünf randvoll gefüllten Näpfen beglücken, denn Kern der Übung ist, dass der Hund dieses Überangebot auch wirklich begreift. Der Hund muss sichtbar (!) wahrnehmen, dass das Futter niemals und unter keinen Umständen ausgeht - egal wie viel er frisst. Kuno, bei dem ich im Alter von ungefähr einem Jahr mit der Kuhfütterung begonnen habe - und der wolfsspitztypisch durchaus recht verfressen ist - hat das Ganze super schnell begriffen. Nach nur einem Tag war ihm alles klar. 

 

Es gibt natürlich auch Hunde, bei denen der Prozess des Verstehens der Kuhfütterung etwas länger braucht - und die sich zu Beginn maßlos überfressen und möglicherweise sogar übergeben. Und sicherlich muss man mit einem Kuhfütterungseinsteigerhund in der ersten Zeit viel häufiger vor die Tür als sonst, denn was vorn reingeht, muss auch hinten wieder raus. Wichtig ist, im Falle des Erbrechens nicht gleich einzuknicken, sondern das Ganze weiterlaufen zu lassen. Die meisten Hunde - bis auf ganz hartnäckige Fressmaschinen - werden die Kuhfütterung früher oder später begreifen und dann liebend gern annehmen. 

Was wird verfüttert?

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Bouletten schmecken denen natürlich immer noch, nur nehmen sie draußen keine mehr auf.

Nassfutter ist natürlich nicht geeignet für die Kuhfütterung. Ich nehme Trockenfutter aller Arten - also von preiswert bis teuer - und mische es in immer neuen Zusammensetzungen. Dadurch erreiche ich, dass die Hunde im Normalfall alles fressen und vertragen. Es stellt beispielsweise auch kein Problem dar, wenn ich im Urlaub auf das hiesige Futter zurückgreifen muss, weil es nichts anderes gibt.

  

Natürlich bekommen die Hunde nicht nur Trockenfutter - es bildet hier nur die Grundlage. Morgens gibt es für die Hunde immer Frischfutter mit Sättigungsbeilage und Gemüse. Also mal rohen Pansen, mal Huhn und Möhren mit Kartoffeln oder Nudeln, Dosenfutter, gekochten Fisch mit Reis usw. Da sind der eigenen Phantasie wirklich keinerlei Grenzen gesetzt. Dazu gibt es frisches Obst und Gemüse, Nüsse, Quark, Milch und Eier. Und ab und zu gibt es natürlich auch mal ein Leckerli oder eine Kleinigkeit vom Tisch. Das schließt sich nicht aus.

 

Ausgiebiger behandelt wird das Thema Ernährung in meinem Artikel "Die Ernährung des Hundes".

 

Wird der Hund nicht fett?

Nein, wird er nicht - sofern er nicht zu denjenigen Rassen gehört, die wirklich alles fressen, was nicht niet- und nagelfest ist (Labrador, Beagle usw.). Alle anderen Hunde werden hingegen wieder instinktsicher, was ihre Nahrungsaufnahme anbelangt; sie überfressen sich nicht mehr. Zum Winter hin kann es zwar vorkommen, dass sie als Kälteschutz ein paar Gramm zulegen, aber das machen wir Menschen in der Regel ja auch. 😉 Hunde, die die Kuhfütterung gerade erst kennenlernen, können natürlich zu Beginn durchaus auch etwas mehr zulegen. Das gibt sich aber sehr schnell wieder!

Der Hund frisst und frisst und frisst....

Augen zu und durch! Ich würde das mindestens eine Woche so laufen lassen. Beendet der Hund seine Völlerei dann immer noch nicht, könnte es sein, dass er zu denjenigen Kandidaten gehört, für die die Kuhfütterung tatsächlich nichts ist. 

Kuhfütterung bei Durchfall?

Bei richtigem Durchfall sollte der Hund immer (!) mindestens 24 Stunden Nulldiät halten. Selbstverständlich auch der kuhgefütterte Hund. Ich räume die Näpfe dann halt weg und setze einfach beide Hunde auf Diät, nicht nur den Versehrten. Ein paar Tage Fastenkur schaden einem gesunden Hund nicht und beugen Übergewicht vor. Detaillierte Anweisungen für die Behandlung von Durchfall finden sich in meinem Artikel "Durchfall und Erbrechen".

Kuhfütterung: Die ideale Ernährungsweise für den Deutschen Spitz

Ein Dieb, der durch die spitzfindige Verteidigung seines Anwalts dem drohenden Gefängnis entgangen war, wollte sich erkenntlich zeigen: 

"Geben Sie mir einen Rat", sagte der Anwalt, "ich habe ein einsam stehendes Haus. Wie kann ich mich am besten vor Dieben schützen?" 

Der Dieb: "Sie müssen sich den richtigen Hund halten. Es gibt nur einen, den wir nicht durch Leckerbissen bestechen können. Halten Sie sich einen Spitz!"

Kuhfütterung Giftköder vermeiden Anti-Giftköder

Und genau diese sagenumwobene Unbestechlichkeit des Deutschen Spitzes kann man sich mit der entsprechenden Fütterungstechnik zu nutze machen. Die Kuhfütterung trägt nämlich maßgeblich dazu bei, die geringe Futterfixierung, die dem Spitzwesen so eigen ist, beizubehalten und ggf. noch zu verstärken. Da es für einen zuverlässigen Wachhund logischerweise unerlässlich ist, unter keinen Umständen Futter von Fremden anzunehmen, bietet sich die Kuhfütterung also geradezu für unseren Deutschen Spitz an. Wie unbestechlich die Hunde dadurch werden, kann ich anhand meiner eigenen Hunde berichten: in meiner Abwesenheit (!) nehmen sie nicht mal Futter von meinem Lebensgefährten an. Ganz im Gegenteil. Der Kuno spuckt ihm das Futter geradewegs vor die Füße. 

 

Auf den vom Rassestandard geforderten, nicht-vorhandenen Jagdtrieb wirkt sich die Kuhfütterung ebenfalls vorteilhaft aus: ein satter Spitz hat nämlich keinerlei Anlass, seine Zeit mit überflüssiger und anstrengender Jagd zu vergeuden!

 

Auch im Rahmen eines gemeinsamen Hobbys mit seinem Spitz sollte man darauf achten, ihn nicht künstlich auf die Annahme von Futter zu trainieren, sondern sich seine fehlende Futterfixierung zu erhalten. Obidience, Tricktraining oder meinetwegen auch Agility kann man einem Spitz auch ganz ohne Kekse beibringen. Das Lob seines Besitzers, dessen freudige, freundliche Stimme, sind ihm viel mehr wert als ein langweiliges Leckerli. 

 

Daher: Probiert die Kuhfütterung einfach mal aus und sagt "Tschüss" zu Giftködern, Schlingen, Futterneid und Übergewicht!

* Alle Angaben nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne Gewähr und Garantie.

Stand: 27.04.2023

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